Wissenswertes
Wissenswertes
Fachbegriffe einfach erklärt.
Die Rubrik "Wissenswertes"wird mit bestem Wissen und Gewissen erstellt - und erhebt keinen Anspruch auf hundertprozentige Richtigkeit.Der gewichtige Grund
Die Haltung des gewichtigen Grundes ist eine der tragenden Säulen der Traumapädagogik. Damit ist die
Annahme des gewichtigen Grundes
gemeint, was bedeutet, davon auszugehen, dass (herausfordendes) Verhalten von Menschen mit traumatischen Erfahrungen eine Reaktion
auf - in der Vergangenheit - psychisch höchst bedrohliche Erlebnisse sind. Sie bilden sich als Überlebensstrategie und entspringen aus einem aktivierten körperlichen Panik - und Fluchtsystem.
Beipiel:
J. wird beim gemeinsamen Essen, ohne ersichtlichen Grund, agressiv, brüllt und verwüstet den Tisch. Vorausgegangen war, dass ein Brotkorb an ihr vorbei zu einem anderen Kind gereicht wurde. J. hat als kleines Mädchen die Erfahrung gemacht, nicht versorgt zu werden und Hunger zu leiden. Der an ihr vorbeigereichte Brotkorb erinnert sie UNBEWUSST an die schreckliche Hungererfahrung.
Ihr Gehirn signalisiert ihrem Körper große Gefahr (Hunger),
J. "geht in den Kampf",
ein körperlicher Mechanismus, der vom Gehirn bei Gefahr eingeleitet wird. Evolutionsbedingt können alle Menschen, alle Lebewesen, bei drohender Gefahr nur kämpfen oder zu fliehen (fight or fligt), um der Gefahr zu entkommen . Die übergroße Wut von J. beim Essen ist ein Ausdruck des Kampfmodus, den ihr Gehirn in dem Moment der gefühlten Bedrohung eingeleitet hat.
Wissen die Erwachsenen um J. in diesem Moment um den
gewichtigen Grund, können sie mit der Situation angemessen umgehen,weil sie J. viel besser verstehen können.
Externalisieren
In der Psychotherapie ist mit Externalisieren
das Verlagern eines Gefühls, eines Problems, einer Krankheit von innen nach außen gemeint.
Oft hilft diese Methode dabei, mit Abstand auf das jeweilige Thema schauen und es dadurch leichter verstehen und oder bearbeiten zu können.
Beispiel: M. leidet darunter, schnell wütend zu werden. Als Symbol für die Wut sucht er sich einen Stein aus und legt diesen neben eine Figur, die ihn selbst darstellt.
Er findet heraus, dass die Wut mehre Gründe hat. Als die Therapeutin den Stein (die Wut) langsam von der Figur (M.) wegzieht, möchte M. die Wut nicht ziehen lassen. Er stellt fest, dass sie ihm viel Kraft gibt und er Angst davor hat, diese Kraft nicht mehr zu spüren, wenn die Wut nicht mehr da ist.
M. lernt zum einen, dass die Wut zunächst auch nützlich für ihn ist und zum anderen, wie er seine Kraft spüren kann, ohne wütend zu werden.
Familienaufstellung
Die Familienaufstellung ist eine Methode der Systemischen Therapie, in welcher einzelne Personen stellvertretend für Familienmitglieder im einem Raum aufgestellt werden.
Die Person, die die eigene Familie aufstellt, macht dies so lange, bis die jeweiligen Protagonisten, die die Familienmitglieder darstellen, so zueinander stehen, dass es sich für die/den AufstellerIn stimmig anfühlt.
Die Aufstellung zeigt oft ein Bild, welches sich -meist unbewusst- durch das Familienleben und den einzelnen Lebenserfahrungen der Familienmitglieder in der Psyche des/der AufstellerIn abgespeichert hat. Nicht selten werden Dinge sichtbar, die ein besseres Verständnis für vorhanden Konflikte, Tabuisierungen innerhalb der Familie, wiederkehrende Probleme u.a. fördern. Der/die AufstellerIn wird durch die Aufstellung geführt und begleitet und hat die Möglichkeit, auch sich selbst durch eine/n Protagonistin aufzustellen und dadurch von außen im geschützten Rahmen auf die Familie zu schauen. Ein Ziel der Aufstellung ist, die jeweiligen Gründe für einzelner Familienmitglieder für ihr Verhalten zu eruieren und dadurch ein Verständnis zu entwickeln, welches den Umgang mit dem Verhalten erleichtern kann.
Grundsätzlich kann alles aufgestellt werden, was einen Menschen beschäftigt, z.B. auch Krankheiten, Familienregeln, Familiengeheimnisse etc. .
Beispiel:
L. leidet darunter, dass ihr Vater sich so wenig um die Familie gekümmert hat, über Jahre am Familiengeschehen desinteressiert wirkte. Beim Erstellen des Genogramms wird ihr bewusst, dass ihr Vater ein uneheliches Kind war, in einer Zeit, in der uneheliche Kinder als Schande galten. Die Mutter ihres Vaters heiratete einen Mann, der nach außen zwar die Vaterrolle einnahm, innerhalb der Familie aber immer deutlich machte, dass er nur einen Sohn habe, nämlich den jüngeren Halbbruder von L. Vater.
Die Aufstellung hilft L. dabei, zu verstehen, wie sehr ihr Vater unter der Situation litt und wie ungut seine Prägung als zukünftiger Vater dabei war.
Es gibt unterschiedliche Konzepte von Familienaufstellungen.
In Kritik geraten ist besonders die Art und Weise, die von Bert Hellinger durchgeführt wurde.
Es ist sehr ratsam, sich im Vorfeld einer Familienaufstellung genau zu erkundigen,
wie diese durchgeführt wird.
Genogramm
Als Genogramm wird die Darstellung familiärer Zusammenhänge bezeichnet.
In einem Genogramm werden häufig drei und mehr Generationen berücksichtigt.
Eingezeichnet werden auch Hochzeiten, Scheidungen, Berufe, Krankheiten, Unfälle, Schwangerschaftsabbrüche, „geheime“ Kinder, uneheliche Kinder u.v.m.
So gibt ein Genogramm oft einen erstaunlichen Blick auf sich wiederholenden Ereignisse, Familienregeln, Tabuthemen etc.
Beispiel: K. möchte gerne das Abitur nachholen und studieren. Obwohl dies ein großer Herzenswunsch von ihr ist, meldet sie sich nicht an und fragt sich, woran dies liegt.
Ihre Familie steht dem Wunsch offen und unterstützend gegenüber.
In der Genogrammarbeit sieht sie, dass sie in ihrem Herkunftssystem die Einzige seit drei Generationen ist, die einen akademischen Abschluss bekommen könnte. Sie erinnert sich daran, dass ihr Opa gerne studieren wollte, dies aus Geldmangel aber nicht machen konnte.
Ihre Loyalität dem Großvater gegenüber hindert sie daran, ihrem Herzenswunsch zu folgen.
HeilpraktikerIn für Psychotherapie
Um HeilpraktikerIn für Psychotherapie zu werden, ist es erforderlich, beim zuständigen Gesundheitsamt eine umfangreiche Prüfung abzulegn, in der u.a. klinisches und diagnostisches Wissen zu psychischen Erkrankungen abgefragt wird.
Bevor als HeilpraktigerIn für Psychotherapie mit psychisch erkrankten Menschen gearbeitet werden darf, braucht es dazu eine therapeutische Weiterbildung. Die Therapierichtung kann eine wissenschafllich anerkannte oder eine alternative sein.
Die Kosten für eine Behandlung bei einer/einem HeilpraktikerIn für Psychotherapie werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen nicht übernommen. Es gibt Zusatzversicherungen, die eventuell die Kosten anteilig übernehmen.
Herkunftssystem
Das Herkunftssystem bezeichnet die leiblichen Eltern und deren leibliche Familien eines Menschen.
Beispiel: A. wurde als Baby von seinen (Adoptiv)-Eltern adoptiert. Er ist fester Teil der Familie.
Dennoch möchte er wissen, in welchem Herkunftssystem er geboren wurde um mehr über seine Wurzeln zu erfahren
Komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS)
Viele Menschen leiden unter einer komplexen posttraumatischen Belastungssörung, ohne es zu wissen.
Die Beschwerden, die auftreten können, beeinträchtigen meist in allen wichtigen Lebensbereichen wie Familie, Schule, Arbeit, Freundeskreis etc.
Auslöser einer kPTBS kann ein extrem bedrohliches Ereignis sein -
oder länger andauernde und sich wiederholende Ereignisse, die für die Psyche so belastend waren/sind, dass diese sie nicht mehr verarbeiten und integrieren kann. Dies können körperliche Gewalt, Vernachlässigung, sexualisierte Gewalt sein, aber auch Bezugspersonen, die die kindlichen Bedürfnisse aufgrund eigener große Probleme nicht zuverlässig erfüllen können/konnten.
Nicht selten ist das Erlebte für die Menschen lange Zeit Normaltät gewesen, so dass sie ihre Schwierigkeiten nicht mit ihrem Erlebten in der Vergangenheit in Verbindung bringen. Zusätzlich zu den Beschwerden, die bei einer Postraumatischen Belastungsstörung auftreten, treten bei einer kPTBS häufig folgende Symptome auf:
Für die Betroffenen ist es sehr schwierig, ihre eigenen Gefühle zu kontrollieren - Angst, Trauer, Wut etc. sind schwer zu beeinflussen und treten häufig sehr intensiv auf.
Die Selbstwahrnehmung ist geprägt von einem negativen Selbstbild - Gefühle von Wertlosigkeit, Minderwertigkeit, Unterlegenheit sind oft gepaart mit dem Gefühl von Scham über sich selbst oder einem tiefgreifenden Schuldgefühl. Um diese so schwer auszuhaltenden Gefühle abzuwehren, bilden sich häufig Verhaltensmuster, die der Abwehr der Gefühle und somit dem Schutz des eigenen Selbst dienen. Diese Verhaltensmuster werden im Alltag oft als Belastend empfunden und die Betroffenen sind sich ihrer Muster meist nicht bewusst.
Häufig erleben Menschen mit einer kPTBS Schwierigkeiten in ihren Beziehungen - echte Nähe zuzulassen ist ihnen oft nicht möglich und angstbesetzt.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die Beschwerden, die bei einer PTBS auftreten können, beeinträchtigen meist alle wichtigen Lebensbereichen wie Familie, Schule, Arbeit, Freundeskreis etc.
Auslöser einer PTBS kann ein extrem bedrohliches Ereignis sein,wie z.B. ein Unfall, Betroffene*r eines Gewaltverbrechens zu sein, miterlebte Naturkatastrophen, Erkrankungen -
oder länger andauernde und sich wiederholende Ereignisse, die für die Psyche so belastend waren/sind, dass diese sie nicht mehr verarbeiten und integrieren kann, z.B. körperliche, psychische und/oder sexuelle Gewalt.
Menschen mit PTBS erleben ihr in der Vergangenheit Erlebtes in der Erinnerung wieder und wieder und können dies nicht beeinflussen - hier sprechen wir von "Intrusion".
Die Erinnerungen können so überwältigend sein, dass die Betroffenen für den Moment nicht wissen, dass sie sich erinnern - in ihrem Erleben findet die furchtbare Situation wieder statt - hier sprechen wir von "Flashback".
Meist sind die Erinnerungen verbunden mit starken Gefühlen wie Angst, Ohnmacht, Hilflosigkeit.
Nicht selten sorgen Albträume für Nächte, die nicht mehr erholsam sind.
Häufig vermeiden Betroffene Tätigkeiten, Menschen, Situationen etc. die sie an ihr traumatisches Erleben erinnern können, z.B. : Eine Frau hatte einen schlimmen Verehrsunfall und meidet seitdem das Autofahren oder die Strecke, auf der der Unfall passiert ist.
Oft sind Menschen mit einer PTBS sehr wachsam, ohne dies selbst zu bemerken. Sie "scannen" ihre Umgebung nach möglichen Gefahren ab, beobachten ihr Umfeld sehr genau.
Belastenden Gefühle und Emotionen sind oft vermeintlich ohne Grund vorhanden , z.B. Angst, Wut, sich ständig Sorgen machen, Trauer, Niedergeschlagenheit...
Psychologische/r PsychotherapeutIn
Ein/e Psychologische/r PsychotherapeutIn hat ein Diplom - oder Masterstudium der Psychologie absolviert und eine Approbation zur/m Psychologischen PsychotherapeutIn erhalten. Diese erhält man, wenn eine umfangreiche Ausbildung an einem staatlich geprüften
Ausbildungsinstitut absolviert wurde.
Regelmäßige Fortbildungen sind obligatorisch für Psychologische PsychotherapeutInnen.
Liegt eine Kassenzulassung vor, werden Behandlungen von
Psychologischen PsychotherapeutInnen von der gesetzlichen und privaten Krankenkasse übernommen.
Supervision
Supervision dient dem Ziel, im beruflichen Kontext Themen, Strukturen, Prozesse von außen zu beleuchen und so den eigenen Blickwinkel zu erweitern. Sie kann ein hilfreiches Tool bei Konfkliten sein, soll den Austausch fördern und ggf. rahmen.
Supervision ist in der Regel ein fortlaufender Prozess - entweder bis das Ziel erricht ist,
z.B. das Zusammenwachsen eines Teams oder als qualitätssichernder Baustein dauerhaft angelegt.
Sie findet in unterschiedlichen Kontexten statt, wie:
Einzelsupervision, Teamsupervision, Leitungssupervision u.a.
Systemische Haltung
Im systemischen Denken und Arbeiten wid davon ausgegangen, dass jedes "Problem" mit dem System, in dem es sich zeigt, zusammenhängt. Es gibt also nicht den einen Menschen, der das Problem hat - sondern Herausforderungen und Themen, in dem System, in dem der Mensch sich befindet, z.B. die Familie, die Arbeitsstelle, der Freundeskreis etc. . Da Menschen unbewusst versuchen, das System, in dem sie sich befinden, im Gleichgewicht zu halten, passen sie sich den Gegebenheiten an - auch wenn dies mit innerem Leid verbunden ist.
Systemische BeraterInnen und TherapeutInnen versuchen, für das System hilfreiche Impulse zur Verfügung zu stellen - auch wenn sie mit Einzelpersonen arbeiten.
Die Grundhaltung dabei ist, dass alle Beteiligten die Lösungen des Problems bereits in sich tragen - und den Zugang dazu verloren haben - und ihn wiederfinden können.
Traumapädagogik
Traumapädgogik beschreibt - sehr vereinfacht geschrieben - eine Pädagogik, die versucht, den Bedürfnissen (komplex) traumatisierter Kinder und Jugenlichen und deren Bezugssystemen gerecht zu werden.Die tragenden Säulen der Traumapädagogik sind:
Die Haltung des gewichtigen Grundes - dein Verhalten hat einen gewichtigen Grund und dient deinem Schutz. Es ist wichtig, dass wir versuchen, gemeinsam herauszufinden, wovor dich dein Verhalten schützt und welche Alternativen du heute (in einer Zeit, in der dieses Verhalten nicht mehr hilfreich ist) lernen kannst.
Wertschätzung - du als Mensch wirst bedingungslos wertgeschätzt. Wenn wir über
schwierige Verhaltensweisen sprechen, sprechen wir über schwierige Verhaltensweisen und nicht über dich als Mensch ! Gemeinsam heben wir deine Stärken und Ressourcen
hervor - auch wenn du sie noch nicht alle benennen kannst.
Partizipation - deine Meinung ist wichtig, und du sollst deinen Alltag, deinen Möglichkeiten entsprechend, mitgestalten und somit erfahren, dass du ein wichtiger Teil der Menschen bist, mit denen du zusammenlebst und sowiel Selbstwirksamkeit leben können,
wie möglich.
Transparenz - über alles, was dein Leben betrifft, wirst du informiert - offen und klar.
Freude und Spaß - viel Freude und Spaß trägt viel Schweres - deshalb achten wir darauf, dass wir zusammen viel Freude und Spaß erleben. Das stärkt unsere Beziehung und
hilft uns, besser durch herausfordernde Zeiten zu kommen.
Wissenschaftlich anerkannte Psychotherapieverfahren
Wissenschaftlich anerkannte Psychotherapieverfahren sind psychotherapeutische Verfahren, deren Wirksamkeit durch zahlreiche Studien belegt wurde. Diese sind derzeit:
Analythische Psychotherapie - Psychoanalyse
Verhaltenstherapie
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Systemische Therapie
Diese Therapieverfahren werden von von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, vorausgesetzt, die Behandlung erfolgt durch einen ärztlichen oder psychologische*n PsychotherapeutIn.